Etymologie
Der Name Amethyst leitet sich vom altgriechischen Wort ἀμέθυστος (amethystos) ab, das sich aus der Verneinungspartikel ἀ- (a-, „nicht“) und dem Verb μεθύσκω (methýskō, „berauschen“) zusammensetzt und somit wörtlich „dem Rausche entgegenwirkend“ bedeutet.[1] Dieser Begriff spiegelt den antiken Glauben wider, dass der Amethyst vor Trunkenheit schütze; so trugen die Griechen Amulette aus Amethyst oder tranken aus Gefäßen aus diesem Stein, um die berauschende Wirkung von Wein zu mildern. Diese Vorstellung ist bereits in der griechischen Literatur belegt, etwa bei Asclepiades von Samos (ca. 320–ca. 270 v. Chr.).[2]
Sowohl aus der Antike als auch dem Mittelalter sind zahlreiche Rituale und religiöse Praktiken überliefert, die eine Verwendung des Gesteins exakt zu diesem Zwecke belegen.[3] Wie jedoch es genau zu dieser Ansicht kam, lässt sich aus den erhaltenen Schriften der Antike nicht eindeutig entnehmen. Im Mittelalter wurde die antike Symbolik weitergeführt. Isidor von Sevilla (ca. 560–636) erwähnt in seinen Etymologiae, dass der Amethyst aufgrund seiner Farbe mit Wein assoziiert wurde und daher als Schutzmittel gegen Trunkenheit galt.[4] Ausgehend von dieser Assoziation entwickelte sich später der Mythos zur Namensgebung, dass indirekt der Gott Bacchus für den Namen verantwortlich sei. So soll dieser ein junges Mädchen namens Amethyst in einen Kristall verwandelt haben, den er mit Wein übergoss, wodurch der Stein seine charakteristische violette Farbe erhielt. Diese populäre Legende stammt jedoch nicht aus der Antike, sondern wurde erstmals im 16. Jahrhundert von dem französischen Dichter Rémy Belleau in seinem Gedicht L’Améthyste, ou les Amours de Bacchus et d’Améthyste literarisch gestaltet.[5]
In frühesten Zeiten erachtete man Amethyst auch als violette Varietät von Bergkristall und bezeichnete ihn daher als „Violetter Kristall“.[6]
Überlieferung & Mythos
Bis heute zählt Amethyst zu den beliebtesten und wertvollsten Gesteinen. Betrachtet man die alten Schriften so zählt er unzweifelhaft zu den ältesten von Menschen genutzten Steinen der Menschheitsgeschichte. Er ist einer der zwölf Steine des Schilds des Hohenpriesters zu Israel und einer der zwölf Steine der Stadtmauer, der in der Bibel erwähnten, Stadt, Neujerusalem. Seit Anbeginn der Menschheit, wurde er vor allem, als Schmuckstein, Schutzstein und Heilstein eingesetzt.
Herleitung
In der Antike und im Mittelalter war für die Wirkung des Amethystes vor allem die violett-rote Farbe des Gesteins ausschlaggebend. Aufgrund seiner Form zählte man bis ins frühe Mittelalter Amethyst zusammen mit Bergkristall, Aquamarin und zahlreichen anderen Gesteinen zu den Kristallen. Unter Kristallen verstand man im Wesentlichen ausgehend von Bergkristall hartgewordenes Eis und schrieb allen Kristallen als zentrales Element Wasser zu. Im Mittelalter suchte man die Wirkung von Steinen auf Grundlage der Farben über die Planeten in einen Zusammenhang mit Kräutern und Pflanzen zu bringen. Ausgehend von hier entwickelten sich neben dem ursprünglichen Einsatzgebiet gegen die Symptome von Trunkenheit, für den Amethyst weitere Anwendungsgebiete, wie beispielsweise jene bei Hildegard von Bingen beschriebene, gegen Hautausschläge, Läuse und Gift zu helfen, heraus. Nach mittelalterlichem Verständnis war es möglich den Wassergehalt und die kühlende Wirkung des Steins medizinisch zu nutzen. Durch Bedampfen, Einlegen und Pulverisieren des Steines war es nach mittelalterlichem Verständnis möglich ein Elixier herzustellen. Bis heute wird in Anlehnung an diese Vorstellung Amethyst zu Herstellung von Edelsteinwasser genutzt.
Chakren
Elemente
− −

nachtladend
Feuer: Mit seinem überaus niedrigen Feuergehalt und seiner daraus resultierenden nahezu kühlenden Wirkung fördert Amethyst geistige Wachsamkeit und den Sinn für Spiritualität sowie die Realität des Geistes. Mit seiner auf das innere Feuer kühlenden und ausgleichenden Wirkung stärkt er den Sinn für Gerechtigkeit und das Urteilsvermögen wodurch er vermag Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit im Menschen hervorzubringen. Für die Meditation genutzt hilft er dabei, emotionsgetriebene innere Konflikte zu lösen, die dem Selbst innewohnende Weisheit zu entdecken und dadurch tiefen inneren Frieden zu finden.
Luft: Durch den bedeutsamen Luftanteil hilft Amethyst bei der Trauerbewältigung und unterstützt allgemein im Umgang mit Verlusten. Er klärt die innere Bilderwelt und damit auch das Traumerleben. So wird durch einen Amethysten unter dem Kopfkissen das Traumgeschehen so lange angeregt, bis alle unverarbeiteten Eindrücke und Bilder richtig eingeordnet werden konnten. Im Anschluss daran wird der Schlaf durch die geringere Belastung des Unterbewusstseins ruhiger, tiefer und erholsamer. Im Wachbewusstsein fördert Amethyst die Inspiration und Intuition.
Wasser: Durch den dominierenden Anteil am Element Wasser fördert Amethyst Nüchternheit und Bewusstheit. Er hilft sich allen Erlebnissen, unangenehmen sogar schier unerträglichen wie auch positiven, gleichermaßen zu stellen. Dabei im Vordergrund steht die bewusste Verarbeitung dieser Erlebnisse und Wahrnehmungen. Dies gelingt durch erhöhte Konzentrationsfähigkeit und Effektivität im Denken. Dadurch wird auch das Handeln befreit was wiederrum zur Überwindung von Einsperrungen, Auflösungen von unkontrollierten Mechanismen und dem Ablegen von Suchtverhalten führt.
Erde: Mit seinem leichten Erdgehalt wirkt Amethyst regulierend auf den Körper ein. Er wirkt allgemein schmerzlindernd und spannungslösend. Insbesondere gegen (Verspannungs-) Kopfschmerzen wird er gerne eingesetzt. Auch bei Verletzungen, Prellungen und Schwellungen findet Amethyst Anwendung. Letztere lässt er sehr schnell abklingen. Zusätzlich wirkt er unter anderem regulierend auf Blutdruck, Atemwege, Darm und bei Hautproblemen.
Entstehung & Vorkommen
Entgegen der weitverbreiteten Natur von Quarzen sind Amethystvorkommen, welche sich zur Verarbeitungen als Schmucksteine eignen, nicht weit verbreitet. Deren Bildungen findet unter verschiedensten Bedingungen statt und führt damit zu unterschiedlichen Farb- und Formausprägungen. Naturgemäß benötigt man aber um einen Quarz zu bilden eine Siliziumquelle. Zusätzlich geht man in vielen Fällen von einem Präzibitationsmechanismus, bevorzugt bei niedrigen Temperaturen, um hohe Aluminiumkonzentrationen zu vermeiden, welche die Bildung von Rauchquarz begünstigen würden, aus. Weiters sind oxidative Bedingungen um den Einbau von Fe3+ zu erleichtern und schließlich eine Strahlenquelle um Fe³⁺ in Fe⁴⁺ umzuwandeln bevorzugt. Deshalb finden sich Amethysten oft in silikatreichen felsischen Gesteinen, welche reich an radioaktiven Elementen wie Kalium, Uran und Thorium sind. Dennoch befindet sich eines der größten Amethystvorkommen, nämlich jedes im südlichen Brasilien und Uruguay, in einem zwei Kilometer dicken Pulk dominiert durch basaltische Lava, dh. in einem Gestein mit wenig Silizium; wenig radioaktiven Elementen und unter reduzierenden Bedingungen.[1]
Neben den bereits erwähnten Brasilien und Uruguay zählen vor allem Russland, Namibia, Sri Lanka und Marokko zu den wichtigsten Fundorten. Europas größtes Vorkommen liegt in der niederösterreichischen Stadtgemeinde Maissau. Dessen systematische Freilegung führte zur eindrucksvollen Offenlegung eines weltweit einzigartigen Amethyst Gängen. In Deutschland gibt es einen Fundort in Idar-Oberstein.
Aktuelle Forschungen beschäftigen sich hauptsächlich mit den Bildungsbedingungen von Amethystgeoden. Sogenannte Amethystdrusen, bei denen sich Kristalle innerhalb eines Hohlraumes gebildet haben sind umgeben von einer Schicht Chalzedon und können beeindruckende Größen erreichen. Dennoch sind die vorherrschenden Bildungsmechanismen und Umgebungsbedingungen nicht vollständig geklärt. Vor allem über die vorherrschenden Temperatur und die Quelle bzw. Zusammensetzung der beteiligten Flüssigkeiten, die zur Bildung dieser Hohlräume führen gibt es unterschiedliche Meinungen[2][3][4]. Reduziert man diese Theorien aber auf das Wesentliche so lässt sich die Bildung von Hohlräumen in Amethystgeoden durch primäre magmatische Entgasungsphenomene erklären.
Aussehen & Eigenschaften
Amethyst baut sich im Wesentlichen aus SiO₂ auf und ist somit ein Quarz. Chemisch reiner Quarz ist farblos und transparent und wird bei gut ausgebildeten Kristallen Bergkristall genannt. Seine bedeutensten Farbvarietäten durch Fremdionen sind Amethyst (violett), Zitrin (gelb oder braun), Prasiolith (grün) und Rauchquarz (rauchfarben bis schwarz). Amethyst erhält seine charakteristische violette Farbe durch den Einsatz von Fe⁴⁺ Ionen.[5] Das Eisen für die Farbe von Amethyst verantwortlich sein könnte vermutete man bereits im 17ten und 18ten Jahrhundert.[6] Eine der ersten Erwähnungen von Eisen im Zusammenhang mit der Farbe des Amethystes findet man im Buch „An attempt towards a natural history of fossils of England“ aus dem Jahre 1729 (Seite 157 pp.).[7] Heute weiß man, dass ein Teil der Si⁴⁺ Ionen im Kristallgitter durch den gekoppelten Ersatz mit Fe³⁺ und einem einwertigen Ion ausgetauscht wird. Die Eisenionen können dabei sowohl des Platz des Siliziums im Gitter als auch auf ansonsten leeren Zwischengitterplätzen eingebaut werden. Der ausschließliche Einbau des Fe³⁺ ist aber noch nicht für die charakteristische Farbe des Amethystes verantwortlich. Dies bestätigt auch das Vorhandensein von Eisenionen in Zitrin und Prasiolith. Erst wenn das eingebaute Fe³⁺ durch Strahlung in Fe⁴⁺ umgewandelt wird, ergibt sich die charakteristische violette Farbe des Amethysts. Dies wurde schon früh durch Versuche zur künstlichen Herstellung von Amethyst bestätigt. So wird in einem US Patent aus dem Jahre 1976 beschrieben wie erst durch den Einsatz von Ionisationsstrahlung die vorerst farblosen Quarzkristallen eine dem Amethyst typische Färbung annehmen.[8]
Formel |
SiO₂ + (Fe, Al, Ti, Na, Li) |
Mineralklasse |
4 |
Kristallsystem |
trigonal |
Mohshärte |
7 |
Dichte |
2.65 |
Spaltbarkeit |
keine |
Bruch |
muschelig, spröde |
Strichfarbe |
weiß |
Farbe/Glanz |
Glasglanz |
Manipulation & Imitation
Amethyst besitzt zwar eine sehr typische violette Farbe, doch auch andere Steine können einen ähnlichen bis manchmal fast identischen Farbton aufweisen. So können vor allem spezielle Fluorit, Turmalin, Korund und Cordierit Varianten dem Amethysten sehr ähnlichsehen.
Manipulationen finden hauptsächlich durch Bestrahlung statt. Amethysten, wie auch andere Quarze, sind sehr empfindlich auf Strahlung. Vermag zum Beispiel gamma-Strahlung die Farbe des Amethystes zu verstärken, um aus einem leicht gefärbten Exemplar einen Amethysten mit satter Farbe zu erzeugen, so kann durch Strahlung auch ein gegenteiliger Effekt hervorgerufen werden. Behandelt man einen Amethysten zum Beispiel mit UV-Strahlung, so tritt eine Bleichung der Farbe ein.[9] Durch oben genannte Prozesse ist es leicht möglich Amethysten mit gewünschter Farbnuance herzustellen.
Weiters ist es auch möglich Amethyst künstlich zu erzeugen. Bereits 1976 wurde ein verbesserter Herstellungsprozess von künstlichem Amethyst als US-Patent genehmigt.[8] Der beschriebene Prozess beinhaltet das Wachstum von farblosen Quarzkristallen, durch eine Hydrothermalmethode inklusive Temperatursturz in einem Hochdruckgefäß, einem sog. Autoklaven. Die anschließende Behandlung mit Strahlung ermöglicht die Herstellung von Kristallen mit der, für natürlich vorkommenden Amethyst, typischen Farbe. Besondere Erwähnung in dem Patent finden die hohe Farbqualität wie auch das nicht Vorhandensein etwaiger Risse oder Bruchstellen im Kristall, im Vergleich zu früheren Methoden.
Die im Vergleich zu natürlich gewachsenen Amethystkristallen nahezu perfekte Farbverteilung und Lupenreinheit ist oft ein erstes Indiz für künstlich hergestellte Kristalle. Amethysten natürlichen Ursprungs weisen oftmals kleine Fehler oder Einschlüsse auf bzw. sind sie durch eine Zonierung, dh. der Stein weist heller und dunklere Stellen auf, charakterisiert. Wissenschaftlich wird die Unterscheidung von echten und künstlichen Kristallen durch FT-IR (Fourier-Transformations-Infrarot) oder Raman Spektren möglich. So zeigen natürliche Amethyst Proben eine starke, breite Absorptionsbande im Bereich 3560 - 3200 cm⁻¹, während künstliche Amethyst Proben zwei scharfe Banden bei 3583 cm⁻¹ und 3421 cm⁻¹ in FT-IR Spektren zeigen. Für Raman Spektren gilt, dass natürlichen Amethysten keinen Ramanshift bei 401 cm⁻¹ und bei 1161 cm⁻¹ zeigen.[10]
Amethyst selbst wird durch Hitzezufuhr im Bereich von 400 - 600°C, dem sogenannten Brennen, zur Herstellung von gelbem, über orangem bis fast braunem Zitrin genutzt.[11] Durch diese Behandlungsmethode finden ein Großteil der, in der heutigen Zeit im Handel erhältlichen, Zitrine ihren Ursprung.